Sonderthema: Teilnahme an Schiffsexpeditionen

Die Polarstern, ein deutsches Forschungsschiff (2011).
In der Meeresforschung werden in manchen Forschungsbereichen Schiffe genutzt, um in Küstengebieten oder auf hoher See Proben zu sammeln oder Messungen durchzuführen. Hier die wichtigsten Fragen zu Forschungsschiffen in Deutschland.
Darf ich auf einer Schiffsexpedition mitfahren?
Eine große wissenschaftliche Expedition dauert ca. 3 Monate und kann in die Arktis oder die Antarktis führen. Während dieser Zeit legt das Schiff nicht an einem Hafen an - wer sich an Board verletzt oder krank wird, muss dort versorgt werden. Ein Tag auf dem deutschen Schiff Polarstern kostet insgesamt ca. 30.000 Euro, ohne dass eines der speziellen Forschungsgeräte eingesetzt wurde (diese Kosten kommen noch dazu).
Weil die Zeit so kostbar ist, arbeiten die Wissenschaftler an Board oft die Nächt durch und auch Samstag und Sonntag (normal sind 12-Stunden-Schichten). Alle wertvollen Proben müssen überprüft werden, eventuell gefangene Organismen wollen versorgt werden oder es werden Messwerte aufgezeichnet. Jeder Handgriff muss sitzen, ein kleiner Fehler kann die Arbeit und die Vorbereitungen von Monaten verderben. Für Meereswissenschaftler ist das ein starker Druck.
Zur Unterstützung nehmen die Teams Studenten in höheren Semestern mit, die vorher eine ärztliche Prüfung bestehen müssen, ob sie dem Stress an Board standhalten können. Die Forschungsgelder für die Projekte sind eng kalkuliert, um Personen, Geräte und Proben entsprechend einsetzen und versorgen zu können. Jeder Platz an Board zählt und muss bezahlt werden. Eine Forschungsexpedition ist also keine Ferienausfahrt, sondern oft der anstrengenste Arbeitsabschnitte in einem Projekt.
Die Schiffsplätze sind so begehrt, dass selbst die Forscher zwischen 3 bis 5 Jahren warten müssen, bis sie für ihr Projekt einen Platz zugewiesen bekommen. Ein Forscher darf seine Familie oder sein Haustier nicht mit auf das Schiff nehmen - die müssen zu Hause warten (3 Monate und länger). Manche Expeditionen finden auch über Weihnachten statt und werden dann fernab von der Heimat verbracht. Etwas entspannter geht es bei den kleineren Schiffen zu, die wenige Tage oder Wochen auf See bleiben. Teilnahmen an Ausfahrten sind für Nicht-Wissenschaftler aber auch hier für gewöhnlich nicht möglich.
Hinweis: Es gibt Ausnahmen für Journalisten und manchmal auch für Lehrer, die sich auf eine Stelle im Expeditionsteam bewerben können (hier z.B. beim AWI). Fahrten gegen Geld oder „einfach so“ sind nicht möglich. Ich muss schmunzeln, wenn mich Anfragen erreichen "Was kostet mich eine Mitfahrt in die Antarktis?"... wie gesagt: keine Ferienaktivitäten an Board! Wer gerne verreisen möchte, bucht sich eine Kreuzfahrt in diese Gebiete.
Tipp: Die Nord- oder Ostsee könnt ihr trotzdem per Schiffsausflug erleben (für ein paar Stunden oder einen Tag). In vielen Häfen werden von privaten Unternehmern speziell Fahrten für Familien mit Kindern oder Schulklassen angeboten.
- Wer verfolgen möchte, wo sich das Schiff Polarstern gerade befindet, kann regelmäßig hier nachsehen.
- Zudem kann man den eigenen Blog über die Aktivitäten der Polarstern auf Geo.de verfolgen (hier).
- Über die Expeditionen der Sonne, der Meteor und der Maria S. Merian erfahrt ihr hier mehr.
Welche deutschen Forschungsschiffe gibt es?
Die Angabe in Klammern zeigt, zu welcher Institution das Schiff gehört (mit weiteren Informationen). Eine Liste der Abkürzungen befindet sich ganz unten. Nur Polarstern, Meteor und Sonne können weltweit eingesetzt werden. Diese Liste gibt nur einen Überblick.
Liste der zugehörigen Institute:
AWI - Stiftung Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung
BMBF - Bundesministerium für Bildung und Forschung
TI - Thünen-Institute
Geomar - Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung
Senckenberg - Institut
IOW - Leibniz-Institut für Ostseeforschung
RF - Reedereigemeinschaft Forschungsschiffe GmbH
HS - Hempel Shipping GmbH
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