Meeresbiologie und Delfine und Wale
Eine Delfinmutter und ihr Baby. Quelle: Arnaud25
Sieht man in den Medien einen Bericht über Meeresforschung, liegt der Fokus oft auf Walen, Delfinen und den Forschern, die mit ihnen arbeiten. Gibt es neue Forschungsergebnisse von Delfinen, erscheinen sie mit großer Ankündigung in den Medien. Von so viel Aufmerksamkeit können die meisten anderen Tiere (und Forscher!) dieser Welt nur träumen.
Das ist keine Überraschung, denn durch viele Spielfilme und Serien sind Meeressäuger äußerst beliebt. Delfinarien und Meereszoos können sich über fehlende Gäste nicht beklagen. Zudem unterstützen Angebote wie Delfin-Therapie oder Delfin-Schwimmen die Vorstellung, dass Delfine besonders freundliche oder sogar hilfsbereite Tiere sind. Sieht man dann eine Sendung über eine junge Frau, die mit einer Trillerpfeife um den Hals und einem strahlenden Lächeln berichtet, dass sie mit Delfinen arbeitet ist für viele klar - das möchte ich auch! Die Idee, mit Delfinen zu arbeiten, mit ihnen zu schwimmen oder jeden Tag mit ihnen zusammenzusein gilt als Traumberuf.
"Irgendwas mit Delfinen arbeiten" - eine gängige Traumvorstellung
So viel also zu den weit verbreiteten Ideen über Delfine und Meeresforschung. Auch mir selbst passiert es hin und wieder, dass ich höre: "Sie sind Meeresbiologin? Dann arbeiten sie also mit Delfinen? Das möchte ich auch!". Dann erkläre ich mit ruhiger Stimme, dass die allermeisten Meeresbiologen wenig oder gar nichts mit Delfinen zu tun haben. Ich erinnere mich an genau eine einzige Vorlesung (90 Minuten), die von Marinen Wirbeltieren handelte. Wale und Delfine kamen dabei nur in einem kleinen Kapitel vor. Der Kurs war zudem nicht verpflichtend für den Abschluss. (Sorry, liebe Delfine!) :)
In der heutigen Zeit lernen und arbeiten die Meereswissenschaftler an den großen Themen und Herausforderungen unserer Welt: über den Klimawandel, den Meeresspiegelanstieg, die Ozeanversauerung, die Verschmutzung der Meere, die Einwanderung exotischer Arten und die Überfischung der Fischbestände. Für Delfine und Wale bleibt da wenig Platz. Sie gehören für uns zwar zum Meer dazu, aber es gibt viele andere Arten, die für unsere Arbeit wichtiger sind: Pflanzliches Plankton, Tierisches Plankton, Bakterien, Viren, Wirbellose Tiere, Meeresfische, Meeresvögel. Sie alle bewohnen den gleichen Lebensraum und verdienen die gleiche Aufmerksamkeit. Wie ungerecht wäre es, wenn die Meeresbiologen sich einzig und allein um die Belange der Delfine und Wale kümmern würden! Klar mögen wir Meeressäugetiere, aber um das große Ökosystem Meer auf globaler Ebene ergründen zu können, richten wir unser Augenmerk auf die größeren Zusammenhänge und auf andere Tierarten.
"Aber es gibt doch Delfinforscher!"
Ganz richtig, es gibt dennoch Forschungsgruppen, die an Walen oder Delfinen forschen. Meistens dreht sich die Forschung um die Wanderrouten dieser Meerestiere, um die Analyse ihrer Gesänge oder um ihre Gene. Nie jedoch gehen die Meeresbiologen dabei mit den Tieren schwimmen oder würden sie streicheln - ein wilder Delfin oder Wal könnte plötzlich aggressiv reagieren, wenn man ihm zu nahe kommt - sein gutes Recht! Daher ist es in den meisten Ländern verboten, für die Forschung zu den Tieren ins Wasser zu springen. Die Übertretung dieser Regel kann dazu führen, dass man komplett von der Forschung ausgeschlossen wird.
Sieht man im TV trotzdem Menschen, die mit Delfinen schwimmen, muss man sehr gründlich hinterfragen, ob es sich dabei um ein naturwissenschaftliches Projekt handelt! Vielmehr nehmen Filmcrews gerne das auf, wovon sie denken, dass die Zuschauer zu Hause es gerne sehen möchten. Das hat mit der Realität nicht viel zu tun. Mitunter werden dann "Szenen gestellt", die so im Alltag nie stattfinden.
Zudem sind die zur Verfügung gestellten Forschungsgelder für Delfin-Projekte stark begrenzt - was dazu führt, dass nur wenige Wissenschaftler ihr volles Gehalt an einem solchen Projekt verdienen können. Zur freiwilligen, unbezahlten Arbeit (z.B. Praktikum) wird es bei entsprechender Qualifikation (und finanzieller Quelle) immer Möglichkeiten geben - aber um eine bezahlte Arbeit als Delfinforscher zu finden, sind allergrößte Anstrengungen nötig.
"Aber ich möchte Delfine sehen, beobachten, bestimmen, schützen!"
Das ist großartig - aber dazu muss man nicht zehn Jahre lang Meeresbiologie studieren. Viele Wal- und Delfinarten sind heute vom Aussterben bedroht. Daher können sie jeden Unterstützer gebrauchen. Es ist nicht die Aufgabe von Meeresbiologen, die Delfine zu beschützen. Eventuelle Forschungsergebnisse werden an die Regierung weitergeleitet, welche für den Meeresschutz zuständig ist. Die Regierung entscheidet dann alleine, ob und wie der Meeresschutz umgesetzt wird.
Darüber hinaus setzen sich viele nationale und internationale Naturschutzorganisationen für den Schutz von Walen und Delfinen ein. Und genau dort werden Unterstützer gebraucht! Die Möglichkeiten sind vielfältig: Es kann Geld für den Schutz gespendet werden, ihr könnt eine Natur-Jugendgruppe gründen oder durch einen Kuchenverkauf an eurer Schule Spenden für Meeressäuger sammeln. Das ist viel effektiver, als sich später im Studium darüber zu ärgern, dass man so wenig über Delfine und Wale lernt.
Da fällt mir eine lustige Geschichte ein: Ich wurde tatsächlich gefragt, ob wir im Keller der Universität Bremen "einen geheimen Swimmingpool haben, in dem wir Delfine halten und erforschen". Oje... ;) Die armen Delfine! Zum Glück gibt es solche Swimmingpools in deutschen Universitäten nicht.
Niemand hält euch davon ab ein Delfin-Experte zu werden!
Es gibt tolle Bestimmungsbücher (und auch DVDs), die sämtliche Arten mit vielen Informationen über deren Lebensweise enthalten. Dort erfahrt ihr auch mehr über die Nahrung, das Wanderleben und die Sozialstrukturen von Meeressäugern. Schon nach kurzer Zeit werdet ihr euch viel Detailwissen über die Tiere aneignen und könnt zum Beispiel in einem Referat Mitschülern davon berichten (hier findet ihr mehr Tipps zu Referaten).
Darüber hinaus gäbe es noch die Möglichkeit, Delfine in Delfinarien oder Meereszoos zu besuchen. Ich möchte hiermit - aus meiner eigenen Überzeugung - ganz stark davon abraten. So lange aber Gäste in die Meereszoos kommen und bezahlen, um die Delfine zu sehen, so lange wird man auch versuchen sie dort zu zeigen. Auch Delfin-Schwimmen ist heute in vielen Ländern per Gesetz verboten - zu Recht. Bitte unterstützt Delfinschwimmen nicht!
Wer Delfine und Wale aufrichtig gern hat, wird sie in freier Wildbahn besuchen wollen. Das nennt sich "Whale watching (Walbeobachtung)" (lerne hier mehr). Die Möglichkeiten zum verantwortungsvollen "Whale watching" sind unbegrenzt - heute gibt es dieses Angebot in mehr als 87 Ländern der Welt und an rund 500 Orten ist die Beobachtung möglich. Abschließend habe ich einige Tipps über "Whale watching" und Naturschutzorganisationen mit Delfin-Projekten (viele bieten sogar an einen Delfin/Wal zu adoptieren) zusammengetragen:
Organisationen über Delfine, Wale und Naturschutz:
- Whale and Dolphin Conservation Deutschland
- Gesellschaft zur Rettung der Delfine
- Schutzstation Wattenmeer
- Gesellschaft zum Schutz der
Meeressäugetiere - OceanCare - Schweiz
- Sea Shepherd Deutschland
- Projekt Walschutzaktionen
- Atlantic Blue e.V.
- Gesellschaft zur Rettung der Delfine e.V.
- Wal- und Delfinschutz Forum
Bitte Hinweis beachten: Diese Liste ist *keine* Empfehlung von mir. Bitte prüft selbstständig, ob euch die Organisation mit ihren Aktivitäten entspricht, bevor ihr dort spendet!
Wenn ihr in eurer Freizeit Bücher über Delfine lest, Dokumentationen (im TV und auf DVD) anseht und ein oder zweimal im Jahr zum "Whale watching" reist, um sie in freier Wildbahn zu erleben und zu beobachten, dann habt ihr zehnmal mehr mit Delfinen und Walen zu tun als die allermeisten Meeresbiologen.
Wer über diese Vorschläge hinaus noch aktiv werden möchte, kann gerne im Bereich Tauchen, Meeresbiologie-Kurse und im Bereich Meeresbiologie als Hobby nachsehen. Hier gibt's noch ausgesuchte Tipps für Bücher, Filme, Poster und CDs für zukünftige Hobby-Delfin-Experten:
Wer über diese Vorschläge hinaus noch aktiv werden möchte, kann gerne im Bereich Tauchen, Meeresbiologie-Kurse und im Bereich Meeresbiologie als Hobby nachsehen. Hier gibt's noch ausgesuchte Tipps für Bücher, Filme, Poster und CDs für zukünftige Hobby-Delfin-Experten:
Bücher über Delfine und Wale
Hinweis: Wenn ihr hier nichts seht, müsst ihr vorübergehend die Anzeigen-Blockierung eures Browsers aufheben ;).
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Filme (DVDs) über Delfine und Wale
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Poster, Schmuck und CDs über Delfine und Wale
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Hinweis: “Meeresbiologie studieren” bietet die Empfehlungen über das Amazon Associate PartnerNet an. Nähere Informationen dazu finden sich im Impressum. Vielen Dank!
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